Flexibilität statt Fließband in der H56

Flexibilität statt Fließband

25.01.2021

Wie sieht die Automobilproduktion der Zukunft aus?

Mehrere Automobilhersteller erproben zurzeit die Automobilproduktion der Zukunft in nagelneuen Fabrikhallen, die voller Innovationen stecken. Das aktuell modernste und innovativste Beispiel ist die Factory 56 von Mercedes-Benz in Sindelfingen, die im September 2020 eingeweiht wurde. In ausgewählten Bereichen übernehmen hier Fahrerlose Transportsysteme (FTS) von dpm den Materialfluss.

In den Modellfabriken übernehmen FTF den Karosserie- und Materialtransport

Für die zukunftsweisenden Modellfabriken der Autoproduktion hat dpm verschiedene FTF-Konzepte entwickelt. Den Karosserietransport von einer Montagestation zur nächsten können die FTF vom Typ „Vision E“ übernehmen, die sich schnell an andere Pkw-Modelle adaptieren lassen: Dazu muss nur die Lastaufnahme versetzt werden. So kann ein Automobilhersteller flexibel auf sich verändernde Anforderungen in der Produktion reagieren, ohne die „Hardware“ der Fördertechnik verändern zu müssen.

Der Vision E transportiert bis zu 3,0 Tonnen schwere Lasten und verfährt im Montageprozess mit typischen Geschwindigkeiten von 0,7 bis 20 m/min. Bei Bedarf kann er aber auch ein Tempo von bis zu 90 m/min bzw. 1,5 m/s erreichen.

Auch in der PKW-Vormontage übernehmen FTF zunehmend den Transport von größeren Baugruppen – wie zum Beispiel von Integralträgern. Die FTF können hier mit speziell dafür angefertigten Werkstückträger ausgestattet werden, die eine ergonomische Montage von Anbauteilen erlauben.

In einer der Modellfabriken sind bei der Cockpitvormontage die bisher kleinsten Unterfahrschlepper unterwegs, die dpm bislang gebaut hat. Bei Abmessungen von 1.700 x 500 x 322 mm beträgt ihr Eigengewicht nur 256 kg. Der Schlepper befördert hier einen Trolley, auf dem das komplexe Cockpit befestigt ist und stationsweise im Takt- oder Fließbetrieb von Werkern komplettiert wird. Am Ende des Prozesses wird das fertige Cockpit mit Hilfe von Handlinggeräten aus der Vorrichtung entnommen und ins Fahrzeug eingesetzt.

FTF-Mischbetrieb mit Fließ- und Taktmontage

Die FTF können dabei im Mischbetrieb fahren, d.h. Fließ- und Taktmontage erfolgen abwechselnd. Montagearbeiten sind auch im Fließbetrieb vor dem Fahrzeug möglich. Dementsprechend lassen sich die Fahrzeuge stets optimal an die Anforderungen des jeweiligen Streckenabschnitts anpassen: Sie fahren langsam im Fluss, halten für bestimmte Montagezwecke an und auf Schnellfahrwegen beschleunigen sie.

Die Werkstücke sind sowohl bei den Vormontage-FTF als auch beim Karosserietransport von allen Seiten gut zugänglich. FTF für Montagearbeiten am Komplettfahrzeug können auch als Plattformfahrzeuge ausgeführt werden, auf denen die Werker mitfahren können.

Die Informationen über die aktuelle Position der FTF werden anhand von DMC-Codes und der Fahrzeuggeschwindigkeit vom Leitsystem errechnet und entsprechende Befehle an die FTF ausgegeben. Sicherheits-Laserscanner, die das Umfeld abtasten, gewährleisten die Personensicherheit. Das Laden der Batterien erfolgt während der Ruhe- bzw. Montagezeiten über Kontaktplatten am Boden.

Zu den wesentlichen Vorteilen, die FTS im Vergleich zum Fließband bieten, gehört der Zugewinn an Flexibilität. Wenn andere Modelle gefertigt werden sollen, muss nur die Programmierung geändert werden; die „Hardware“ bleibt identisch. Auch die Fahrwege der FTF können bei Bedarf verändert werden.

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